Diese Probleme können durch Schichtarbeit im Körper entstehen
Vor allem der Schlaf leidet unter der Schichtarbeit. Während des Schlafens sorgt der Körper dafür, dass bestimmte Funktionen auf Entspannung schalten, statt auf Aktivität. So wird z.B. die Körpertemperatur, der Puls und der Blutdruck runtergefahren, um Energie zu sparen. Zudem arbeiten unser Immunsystem und unsere körpereigenen Hormone auf Hochtouren. Während wir schlafen, sorgen Wachstumshormone für die Regernation von Zellen, Muskeln und Gewebe und andere Hormone, wie das Stresshormon Kortisol, werden reduziert.
Wird die innere Uhr nun durch Schichtarbeit durcheinandergebracht, kann dieses ausgeklügelte System des Körpers schnell aus dem Gleichgewicht kommen. Wechselnde Schichten von Früh- über Spät- und Nachtdienst geben dem Körper kaum die Chance, sich an die neuen Zeiten zu gewöhnen und anzupassen. So leiden viele Schichtarbeiter unter andauerndem Schlafmangel, Ein- und Durchschlafproblemen sowie oberflächlichen Schlafphasen. Letzteres bedeutet, dass die Betroffenen nicht in den Tiefschlaf gelangen und der Körper sich nicht vollständig erholen kann. Damit einher gehen oft auch Kopfschmerzen, Nervosität und Stimmungsschwankungen. Sogar das Risiko für Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt an. Oftmals tritt auch das Problem auf, dass die Leistung zu für den Körper untypischen Zeiten gar nicht abgerufen werden kann. Dadurch entstehen häufiger Fehler und das Arbeitsunfallrisiko steigt deutlich an.
Kann man den Körper an die Schichtarbeit gewöhnen?
Mit der Zeit lernen die meisten Betroffenen damit zu leben. Es wird gedanklich zur Gewohnheitssache in der einen Woche Frühdienst zu haben und in der darauffolgenden Woche Nachtdienst. Leider bedeutet das jedoch nicht, dass sich der Körper an diesen Wechsel-Rhythmus anpassen kann. Die biologische Uhr in unserem Inneren lässt sich nicht einfach umprogrammieren, sodass Schichtarbeit sich nicht mehr negativ auf den Schlaf und die Gesundheit auswirkt.
Was kann man also tun?
Arbeitgeber können einige Maßnahmen einleiten, um die Schichtarbeit für ihre Mitarbeiter ein wenig zu erleichtern. So sollten Arbeitnehmer z.B. nach Möglichkeit nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander ableisten. Diese Schicht ist für den Körper die anstrengendste, da hier die Belastung, produktiv und fit zu sein, am höchsten ist. Auch eine Verkürzung der Schicht hilft an dieser Stelle schon. Die ideale Nachtschicht sollte dementsprechend nicht auf die normalen 8 Stunden kommen, sondern kürzer ausfallen. Zusätzlich sollte es dem Nachtschichtarbeiter möglich sein, anschließend einen längeren Raum an Freizeit zu genießen. 24 Stunden braucht es mindestens, damit sich der Körper wieder erholen kann. Die Gestaltung der Schichtpläne hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wie der Körper damit klarkommt. Daher wird dazu geraten, in Vorwärtsrichtung zu wechseln. Das bedeutet, dass erst die Früh-, dann die Spät- und dann die Nachtschicht erfolgen sollte und dieser Zyklus nach Beendigung immer wieder von vorn beginnt. Hilfreich kann auch ein Pausenraum mit Sofa sein, sodass man sich während der Nachtschicht einen kurzen Power-Nap (15-Minuten-Schlaf) gönnen kann. Mit solchen Maßnahmen muss vor allem die Unternehmenskultur einhergehen, sodass es nicht zu Problemen kommt, sobald der Mitarbeiter sich bei Gelegenheit kurz hinlegt.
Aber auch Arbeitnehmer können Maßnahmen ergreifen, um den Belastungen der Schichtarbeit vorzubeugen. Eine gesunde Ernährung gehört an erster Stelle dazu. Vor allem sollte hier auf den Konsum von Zucker, Koffein und anderen „Wachmachern“, wie fettigem Essen, geachtet werden. Grundsätzlich gilt natürlich: je weniger Stress auch außerhalb der Arbeit, desto leichter fällt der Schlaf. Wenn wir dann endlich mal zum Schlafen kommen, ist es wichtig, dass die Umgebung angepasst ist. Zimmer verdunkeln, Smartphone ausschalten und auf Bildschirme verzichten, wie z.B. Fernseher oder Laptops – all das sind Dinge, die die Schlafqualität erheblich beeinflussen können. Zudem sollten auch die sozialen Kontakte für die Schichtarbeit sensibilisiert werden, sodass man während der Ruhephasen nicht gestört wird und kein zusätzlicher Stress aufgrund von Unverständnis auftritt. Ein freizeitlicher Ausgleich kann ebenfalls helfen, besser in den Schlaf zu kommen. Beispielsweise hilft bei einer sitzenden Tätigkeit die anschließende körperliche Anstrengung, um zwei Stunden später müde ins Bett zu fallen. Rituale helfen manchen Menschen zudem, sich an einen Rhythmus zu gewöhnen und somit auch schneller und besser ein- und durchzuschlafen. Beispielsweise kann eine Tasse warme Milch vor dem Schlafengehen helfen, da Milch die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon, anregt, welches dafür sorgt, dass wir schneller in den Schlaf gelangen.
Kranke Mitarbeiter kosten dem Arbeitgeber Geld
In jeder Hinsicht ist es wichtig, den Schlaf nicht zu vernachlässigen, damit man gesund und leistungsfähig bleibt. Die oben genannten Maßnahmen lohnen sich für Arbeitgeber sogar doppelt. Sie haben nicht nur zufriedene und produktive Mitarbeiter, sondern auch weniger Krankheitsfälle. Das ist nicht nur ein organisatorischer Aufwand. Krankheitsfälle kosten den Arbeitgeber auch einiges an Geld. Insgesamt zahlten die deutschen Arbeitgeber im Jahr 2019 ca. 67,5 Milliarden Euro Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall. Im Jahr 2018 waren es ca. 200.000 Arbeitstage, die der deutschen Wirtschaft aufgrund von Krankheiten durch Schlafproblemen verlorengingen. Die Pandemiejahre zeigen, dass diese Zahlen nicht abnehmen, sondern im Gegenteil sogar steigen. Es lohnt sich dementsprechend für den Arbeitgeber auch finanziell in die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu investieren.